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Viel Vergnügen beim Lesen ...

AutorenbildAndreas Karisch

Vom therapeutischen Schreiben (und Lesen)

Aktualisiert: 13. Juli 2022


Selber über mich selber Schreiben - das ordnet, fokussiert und präzisiert, es verbindet Inhalte und Emotionen, es holt ungeahntes ans Tageslicht. Es führt zu neuen Aspekten, Sichtweisen und Vertiefungen und ist immer eine intensive Auseinandersetzung, ein Ringen mit mir selbst und um mich selbst. Sehr erkenntnisreich ist das LAUTE Lesen und Vorlesen des Geschrieben. Das Innerste meiner Selbst, aus der Dunkelheit der Stille an das Licht des Hörbaren und Besprechbaren zu bringen intensiviert den Prozess der inneren Auseinandersetzung- der Selbstreflexion.


Ich kann Darauf-los-Schreiben, was mir in den Sinn kommt und wie mir der „Schnabel gewachsen ist“, oder auch themenzentrierte Schreiben. Oft vermischt und ergänzt sich beides. Habe ich ein Thema, was mich bereits beschäftigt, dann schreibe ich darüber themenzentriert. Dennoch schreibe ich innerhalb dessen frei. Das Schreiben selbst sollte überwiegend leicht fallen. Ich schmunzele oft und freue mich dabei, aber ich bin auch wütend, traurig, oder wehmütig und bedauernd. Gelegentlich wird es sehr emotional.





1. Dimension: Das Schreiben selbst. Es bringt Gedanken und Gefühle, die nur in mir selbst kreisen, an die Oberfläche. In diesem Prozess der Transformation vom verborgenen Inneren zum sichtbaren Äußeren ordnen sich die Gedanken und Gefühle zueinander und es entsteht ein deutliches Mehr als nur die Summe der, vorher gedachten, Teile.


2. Dimension: Das laute Lesen. Das Geschriebene bekommt, im wahrsten Sinne des Wortes, über die Lautformung mehr Raum. Durch die Sprache erlangt das Geschriebene mehr Präzision und Vollständigkeit. Das vielfach beim stillen Lesen entstehende schnelle Lesen und Überlesen wird unterbunden, wodurch ein Mehr an Klarheit, mehr Erkenntnis entstehen kann.


3. Dimension: Das Vorlesen. Über die Anwesenheit von Zuhörern entsteht Besprechbarkeit. Die Reflexion der Zuhörenden, das Hinterfragen, das Ansprechen von Unklarheiten und Lücken, das Nachfragen nach Vorgeschichten und Folgeerscheinungen macht alles noch klarer, runder, mehrschichtiger.


Der gesamte Schreib- und Vorleseprozess fördert die Bewusstmachung von Themen und Emotionen, das Ordnen der Aspekte zueinander und die Besprechbarkeit, als zentrales und unverzichtbares Element unseres sozialen Interagierens. Es ist eine Selbsterforschung, ein Erwachsen werden.


Andreas Karisch

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