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Viel Vergnügen beim Lesen ...

  • AutorenbildAndreas Karisch

Ein Essay vom Existenziellen

Aktualisiert: 13. Juli 2022

Existenziell ist im wörtlichen Sinne das, was die eigene Existenz bedroht. Das kann mein Leben sein, oder das meiner Liebsten. Es kann aber auch meine Umgebung, wie mein Haus, mein Job, mein Lebensstandard o.ä. in Gefahr geraten. Letztlich kann auch das existenziell bedrohlich sein, was „nur“ außerhalb meiner Komfortzone liegt und als Neues und Ungewohntes auf mich zu kommt.


1. Bedrohung der Existenz (Leib und Leben):

Erfahrungen von Krieg, Entführung, Hunger, Vertreibung, Vergewaltigung und Gewalt sind physische und/oder psychische Bedrohungslagen, die die Identität verändern, oder gar vernichten.


2. Bedrohung der Komfortzone (Wohlfühlraum):

Erfahrungen von Arbeitslosigkeit, Ehescheidung, Insolvenz und Umzug etc. sind für viele Menschen existenziell bedrohend, aber das physische und das psychische Ich ist nicht grundsätzlich in Frage gestellt.


3. Bedrohung durch das Unbekannte (Neues erfahren):

Erfahrungen von Veränderungen im Arbeitsumfeld, im Rentenalter, in der Post-Kinder-Phase und das Sterben enger Verwandter und Freunde liegen i.d.R. außerhalb des vorhandenen Erfahrungsspektrums und können, je nach Erfahrungsumfang mit Veränderung, als existenziell bedrohlich empfunden werden.





Einen Grundstein zur Sicht auf das Existentielle lehren uns die epochalen Wenden der Geschichte. Welche Entwicklung z.B. führte zum Ende des Mittelalters und was etablierte sich in Folge als Neues und anderes so gravierend, dass wir in der Rückschau eine neue Epoche entstehen sehen?


Ausschlaggebend für eine Übertragung auf den Menschen, also quasi den Blick auf die epochalen Wenden der Geschichte von Personen, ist die Suche nach Relevanz. Dabei verschwimmen die Bedeutungen der Begriffe von Epochal, Relevanz und Existenziell miteinander.


Ein Coaching ist existentiell, wenn das Anliegen des Klienten existenziell ist, das Coaching Relevantes berührt und die Klienten relevant berührt sind. Dabei bedarf es der Abwesenheit von gradueller Belanglosigkeit (kein Bullshit-Talk). Ein Coaching ist dicht und konzentriert, es beansprucht Zeit, es bedarf der Wachsamkeit, es stellt Sinnfragen, es entwickelt Persönlichkeit, es baut Resilienz auf, es schafft Bewusstsein über das Existentielle.


Dabei sind zwei Arten des Anliegens zu berücksichtigen: Erstens, die punktuelle Not einer Krise erfordert eine vergleichsweise schnelle Prozessgestaltung, um dem Coachee eine Erste und pragmatische Lösung zu ermöglichen. Zweitens, die Not einer biographischen Phase benötigt Zeit, Zuhören und Verstehen. Zeit auch zwischen den Sitzungen, um die Wirkungen im Alltag zu erleben und sich Neues etablieren zu lassen.


Andreas Karisch

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